Tárrega wurde in einer armen, kinderreichen Familie gross. Seine Mutter starb früh und sein Vater war fast blind. Tárrega war so
sehr auf sich allein gestellt, lebte auf der Straße und konnte machen was er wollte. Trotzdem hielt sein Vater ihn an, Klavier
zu lernen, was er bei dem blinden Pianisten Eugenio Riuz auch tat. Zusätzlich lernte er seit dem achten Lebensjahr bei Basilio
Giner das Gitarrespiel. Nach dem schon erwähnten Konzert von Arcas baute Tárregas Vater einen Kontakt zu dem Gitarristen in
Barcelona auf, der Tárrega nach einem Vorspiel zum Schüler nahm.
Tárrega sollte in Barcelona bei Verwandten wohnen, riss aber aus und verdiente sich Geld mit Auftritten in Cafés und Restaurants.
Sein Vater holte ihn wieder zurück, aber der Sohn verschwand 1865 wieder, diesmal Richtung Valencia, wo er erneut lernte mit der
Gitarre sein Geld zu verdienen. Sein Vater sorgte jetzt dafür, dass Tárrega eine solide musikalische Ausbildung erhielt und in
der Provinz Konzerte geben konnte. Als Tárrega eine Stelle als Pianist im Casino von Burriana annahm, verwendete er seine freie
Zeit zur Vervollkommnung seiner Gitarrentechnik.
Er spielte Studien von Aguado, Werke von Sor und Arcas und baute sich einen Kreis von Gitarrenliebhabern auf, in dem sich auch
der reiche Kaufmann Antonio Cànesa Mendayas befand. Als man von einer besonderen Gitarre namens La Leona (Die Löwin, wegen
der hohen Lautstärke) des Gitarrenbauers Antonio Torres hörte, fuhr Cànesa mit Tárrega nach Sevilla. Als Torres Tárrega spielen
hörte, überlies er ihm das besondere Instrument, das er eigentlich für sich selbst gebaut hatte mit der Aussage: Das ist
die Gitarre, die Sie verdienen. Tárrega spielte das Instrument, das gleiche das Julián Arcas damals in Castellón
verwendete, die nächsten zwanzig Jahre.
Vermutlich mit finanzieller Hilfe von Cànesa studierte Tárrega seit 1874 in Madrid am Konservatorium, wo er schnell die
Professorenschaft mit seinem Spiel beeindruckte. Er studierte Klavier und Harmonielehre, konzentrierte sich aber ab 1877 auf
die Gitarre und gab sehr erfolgreich private und öffentliche Gitarrenkonzerte. 1881 heiratet Tárrega nach einer sehr
erfolgreichen Tournee in Spanien, Lyon, Paris und London, Maria Josefa Rizo und lässt sich mit ihr 1884 in Barcelona nieder.
Mit Isaac Albéniz (1860-1909) und Enrique Granados (1867-1916) lernte er die Vertreter der nationalspanischen Musik kennen
und begann ihre Werke für die Gitarre zu transkribieren, die dadurch erst ihre wahre Natur spanischer Rhythmik und Klangfarbe
zu entfalten schienen. Selbst Albéniz soll die Bearbeitungen Tárregas den Klavierversionen vorgezogen haben.
Es bildete sich wieder ein großer Kreis um Tárrega, zu dem auch sein Bruder Vicente gehörte. Dort lernte er auch Miguel Llobet
kennen, den er begeistert unterstützte. Er gab viele Konzerte im In- und Ausland, unterrichtete und schrieb einige kleine
Gitarrenstücke. Seit 1886 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand (u.a. litt er an einer seltenen Augenkrankheit, bei
der die Wimpern nach Innen wuchsen), 1906 erlitt er einen Schlaganfall, der eine halbseitige Lähmung zu Folge hatte. Zum Unterhalt
veröffentlichte er Werke bei Vidal und wurde von seinem Bruder Vicente unterstützt, der mittlerweile 1.Geiger am Teatro del Liceo war.
Schon ein Jahr später gab Tárrega nach vielen Übungen wieder Konzerte und unterrichtete. 1909 gab er seine letztes Konzert, nach dem
er schwer erkrankte und kurz danach starb.
Ich verneige mich auch noch nach achtzig Jahren vor meinem großen Lehrer Tárrega
Emilio Pujol
Als Tárrega begann Gitarre zu spielen, war die große Zeit der klassischen Gitarre vorbei und es gab als Bindeglied nur
Julián Arcas. So musste Tárrega das Spiel "neu erfinden". Auch wenn Tárrega keine Aufzeichnungen hinterlassen hat, geht
die heute gültige Sitzhaltung mit der Fußbank unter dem linkgen Fuß und der auf der Zarge aufgestütze rechte Unterarm auf
ihn zurück. Auch das Apoyando-Melodiespiel, bei dem die Finger nach dem Anschlag erst auf der nächst tieferen Saite zur
Ruhe kommen, gehört zu seinen Neuerungen. Tárregas Schüler Emilio Pujol hat in Escula razonada de la guitarra
seine Methode schließlich niedergeschrieben.